nicht müde werden sondern dem wunder leise wie einem vogel die hand hinhalten. (hilde domin)

Montag, 16. Oktober 2017

gold. für die seele.

wenn der herbst es gut mit uns meint und uns warme, trocken und goldene tage schenkt, verlagert sich mein leben sofort wieder auf die terrasse. der tisch ist voll mit schreibzeug, hausaufgabendingen der jüngsten, sojacino- und wassergläsern, wollknäulen (ich wickle grade stränge zu knäulen für eine ferienstrickerei), schnitzkram und manchmal auch einer katze. barfuß und im röckchen verbringe ich die zeit nach der arbeit dort und tanke licht und wärme, während die kinder draussen durch die siedlung stromern. und welche wonne sind die fahrradwege zur arbeit, kurzhosig und -ärmelig durch buntes raschellaub. erst wenn das abendprogramm mich hineinruft, gebe ich meinen posten auf, um spät noch einmal bei kerzenlicht einen tee unterm sternenzelt zu trinken. bald schon wird das vorbei sein, umso kostbarer sind mir diese tage.

Donnerstag, 12. Oktober 2017

ein wochenende voller abenteuer

ach was war das wochenende schön! ich bin mit weitem, vollem herzen zurück in meinen alltag gekehrt und in mir summt es immernoch so glücklich.

auf der hinfahrt an die ostsee zum kalligraphiekurs habe ich erstmal die mit dem zug im sturm gestrandete ramona jademond aufgesammelt, zusammen mit einer anderen fremden frau, die auch in dieselbe gegend musste. war das spannend, ihr da auf dem parkplatz vor dem hotel "in echt" gegenüberzutreten (hej hatte ich herzklopfen)! und dann war es schnell ganz normal und wir haben geschwatzt und uns die zeit der weiterreise bestmöglich vertrieben.
bei traumherbstwetter kamen wir zwischen sonnenuntergang und mondaufgang in nordwestmecklenburg an. ich brachte ramona zu jana (in deren wollwerkstatt der kurs stattfinden würde) und fuhr zu meiner ersten übernachtung im auto am meer. das war schon ziemlich aufregend, allerdings nur bis ich nach einer warmen suppe im schlafsack lag und das licht löschte. was für grusel stadtmensch sich doch ausmalen kann, was für ungeheuer in den schatten hocken! (so ähnlich stell ich es mir nach dieser erfahrung vor, wenn bei kindern unterm bett ein monster sitzt und sie nicht schlafen können.) die nacht war etwas unbequem, weil meine matratze nicht so ganz der hit war, aber ich schlief volle 10 stunden lang. und dieses wunderbare gefühl am morgen! zum einen der stolz, den mut gehabt zu haben, aber auch einfach das draussen sein am frühen morgen, hinaus zu schauen und nichts als die vögel, blätterrauschen und das meer zu hören!
nach einem schnellen sojacino machte ich mich auf ans meer (200m vom parkplatz) und bekam wirklich feuchte augen vor wiedersehensfreude. ich lieb diese ecke so sehr *hach*. und vor lauter spazierengehen und steine gucken und angespülte seesterne ins meer zurückbugsieren kam ich dann fast zu spät zum kursbeginn...
"der zauber des schönen schreibens" hielt uns ganze zwei tage gefangen. ramona brach mit kreativen übungen unsere vermeintlichen grenzen des "kann ich nicht"s, zeigte uns grundlagen der kalligraphie und des letterings und ließ uns dann unsere eigenen wege entdecken, die sie aufmerksam und sensibel begleitet. zwischendurch zeigte sie uns ein paar möglichkeiten zur gestaltung von hintergründen, daran konnten wir uns auflockern, wenn es mit der schrift grad mal nicht weiterging.
oh diese fülle an material, information und anregung! und was für eine wohltat, ein paar stunden an einer sache arbeiten zu können ohne unterbrochen zu werden. die ein oder andere wurde auch von schatten und hürden begleitet, aber es war soviel freude und wohlwollen und ruhe im raum, daß keine aufgab und alle bereichert und zufrieden in den abend gingen.
zu viert fuhren wir nochmal ans meer und liefen dann nackig und quietschend im regen ins wasser. schnell einzweimal eintauchen und dann wieder raus in die warmen bademäntel! danach war mir das auto erneut eine geschützte schlafstatt.

der nächste morgen bezauberte mit strahlendem sonnenschein, so daß ich wieder erstmal spazieren gehen musste. wie perlen hingen glänzend rote hagebutten im kahlen geäst. und da war sanddorn, und steine, und treibholz, und immer die ostsee.
zurück in der werkstatt tauchten wir alle ganz selbstverständlich wieder in unser arbeiten ein. ich selbst rang mit den werkzeugen in meinen ungeübten händen, mehr noch aber mit der beschränkung durch alte glaubenssätze. welche freude als ich das geknackt hatte und mich traute. 
ich hab so viel gelernt, über material, technik und mich. dieser zweite tag war erneut so bereichernd, voller wohlwollen, zutrauen, unterstützung und eintauchen, daß der abschied fast schmerzlich war. zu zweit ließen wir unsere erlebnisse noch eine weile am meer nachklingen. in mir bleibt so viel dankbarkeit und glück, das ich kaum fassen kann.
 
adieu ostsee! du meinst es immer so gut mit mir.

(auf der rückfahrt konnte ich mein glück noch weitergeben, als ich an einer raststätte eine junge familie aufgabelte, deren auto gerade den geist aufgegeben hatte, und sie 200km mitnahm.)

Donnerstag, 5. Oktober 2017

nun denn

lange lange hab ich mich gesträubt gegen das ende des sommers, mich nach wärme gesehnt, socken verschmäht und bin gar krank geworden. nun ist der september definitiv vorbei und es gibt kein vertun mehr, der herbst ist da mit regen, wind und bunten blättern, und ich kann mich jetzt auch hineinfinden. (irgendwie ist das jedes jahr so ein gehader, ich mag den herbst und auch die anderen jahreszeiten, aber der sommer mit seiner wärme und der möglichkeit viel draussen zu sein ist schon sehr besonders für mich.)

und da ich das habe annehmen können, bin ich auch bereit für all die kuscheligen kleidungstücke, die mir die kühlere jahreszeit angenehm machen. besonders mützen haben es mir angetan (nicht daß ich es mir nur per mütze warm mache, neinnein), und so habe ich letzte woche auf der terrasse flugs eine herbstmütze gestrickt.
die wolle hatte ich schonmal verstrickt, aber die form war nichts rechtes, ich hab sie kaum getragen. da wußte ich ja genau was ich zu ändern habe, und siehe da, sie ist genau richtig geworden.
 
damit ihr auch warme köpfe haben könnt, hab ich die anleitung brav mitgeschrieben. bitte sehr:                                                                             
*
herbstbunte mütze
mit nadelstärke 5 62 m anschlagen, zur runde schließen.
im rippenmuster 1r 1l 8 runden stricken.
zu nadelstärke 6 wechseln, ab jetzt glatt rechts stricken.
*2m re, 1 m zunehmen* (aus dem querfaden der vorreihe verschränkt herausstricken).
von * bis * eine runde fortlaufend wiederholen.
glatt rechts in runden stricken, bis die mütze groß genug ist, um den kopf fast zu umschließen (bei mir waren es 26 runden, und die form seht ihr auf den bildern. wenn die mütze nicht nach hinten hängen soll, strickt einfach 4 reihen weniger.
eine runde lang jede 2. und 3. m zusammenstricken (1 abheben, die nächste stricken und die 1. darüberziehen).
5 r glatt rechts.
wieder eine runde abnahmen (2. und 3. zus.str.).
3 r glatt rechts.
wieder eine runde abnahmen.
1r glatt rechts.
wieder eine runde abnahmen.
1r glatt rechts.
wieder eine runde abnahmen.
faden durch die verbliebenen m ziehen und vernähen.
fertig.
*
zwischendurch gabs eine pause mit schnitzen und veganer französischer apfeltarte. mmhhh!


grade bin ich sehr vorfreudig, denn morgen ich fahre an die ostsee zu einem kalligraphiekurs von ramona jademond. darauf freue ich mich schon lange, es ist mein diesjähriges ganzalleinfürmichohnefamilie-wochenende. den ganzen tag ist mir schon ein bißchen mulmig vor meinem eigenen mut, denn ich statte mir unsere familienkutsche als wohnmobilchen aus und habe vor, am meer im auto zu übernachten. uuuuhhh! es ist ja schon recht früh dunkel jetzt und evtl etwas einsam dort... aber ich weiß, daß es toll wird, ein bißchen abenteuer braucht frau doch auch (und einen plan b habe ich auch, falls es mir gruselig wird). jetzt husche ich schnell zurück an die nähmaschine, um die klettbänder an die vorhänge fürs auto zu nähen.

habt ein schönes herbstwochenende!
(zur not, wenns gar zu ungemütlich ist draussen, strickt euch ne mütze... ;-) )