nicht müde werden sondern dem wunder leise wie einem vogel die hand hinhalten. (hilde domin)

Dienstag, 19. Januar 2016

dem himmel so nah

zur zeit ist es endlich frostig bei uns, und ich genieße das so sehr. wenn es winters keinen frost gibt, fehlt mir was. grade die extreme (naja, was bei uns halt extrem ist, andernorts lachen sie darüber) geben dem einerlei der lauen jahreszeiten einen kontrapunkt und machen sie erträglich. außerdem finde ich grade frost ungeheuer sinnlich: klirrende kälte in mund und nase, dicke schichten wolle und anderes am körper, atemhauch in der luft.

heute saß ich an der terrassentür, strickzeug, einen becher tee und die katzen an meiner seite. die sonne schien zwischen den häusern gegenüber hindurch zu mir ins haus, der himmel war so klar und hoch und hell. als wäre der abstand vom himmel zu mir viel geringer als sonst. am frühen abend bei einer dämmerungsrunde habe ich nochmal die stille und kälte genossen.

in gedanken bin ich in den letzten tagen sehr bei einer familie, deren frau, mutter, schwester, tochter und freundin diese erde wohl bald verlassen wird. diese reise berührt mich sehr, und manchmal ärgere ich mich darüber, daß ich grad so dünnhäutig bin und mit einer familie trauere, die ich garnicht persönlich kenne. meist aber bin ich froh darum, mitfühlen zu können statt distanziert zu sein. gestern abend beim chor habe ich für sie gesungen, das gloria aus der h-moll messe von j.s. bach. und heute brennt ein sternenlicht für sie auf der terrasse.
für joey

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