also das ist so: ich arbeite im werktherapeutischen bereich mit relativ schwer beeinträchtigten autistischen menschen, die nicht in einer üblichen wfbm arbeiten können. wir haben 6 verschiedene gruppen mit unterschiedlichen schwerpunkten/arbeitsinhalten zu je 3 - 6 menschen. und seit ich letzten sommer von der wäschegruppe in die kreativgruppe wechseln konnte, hat sich für mich viel getan.
vor allem sind wir betreuerInnen beschäftigt mit solcherlei dingen: stimmung peilen, motivieren, kulturtechniken und andere alltäglichkeiten anleiten (toilettengänge, händewaschen, kleidung und/oder schuhe wechseln, essen kleinschneiden, spülen...), nonverbal kommunizieren, krisen begleiten, vom randalieren abhalten, aufpassen dass keineR wegläuft, bei laune halten, kurz und gut: flöhe hüten. (und dabei geduldig und freundlich sein.)
zwischen all dem sind die beschäftigungen platziert, die wir den menschen als 'arbeit' anbieten, um sich wirksam und sinnvoll tätig zu erleben. in der kreativgruppe sind dies eben kreative tätigkeiten: weben am flechtboy mit ausrangierten stoffen (aus bett- und tischwäsche), stempeln und malen auf großformatigem papier (als geschenkpapier und zum weiterverwenden), pappkisten zusammen- und bekleben, papiertüten falten, grußkarten falten/bekleben/bemalen.
zur förderung einer bestimmten frau, s., habe ich seit dem letzten sommer, ausgehend von ihren vorlieben für buchstaben und kreatives/handarbeitliches arbeiten, das projekt 'stoffdrucken' entwickelt. inzwischen macht s. das ganz selbständig, ich brauch ihr nur noch das material bereitlegen und dann beschäftigt sie sich durchaus eine ganze stunde lang alleine damit.
sie sucht die buchstaben und grundfarben selber aus, ich mische dann nach und nach verschieden farbtöne zusammen und gebe ihr bei bedarf neue farbe. im moment arbeiten wir daran, daß sie bescheid sagt, wenn sie mehr farbe braucht. (leider kommt beim aufrollen der farbe auch immer farbe auf den rand des stempels, die dann auch auf den stoff gerät. die stempel müssen noch nachgearbeitet werden, doch zeit und gerät dafür fehlen. zur zeit schaffe ich es nur, jede woche ein, zwei stempel mit der handsäge von ihrem rand zu befreien.)
es dauert, bis so ein stück stoff bedruckt ist, denn s. macht das nicht auf die ruckzuck-art, sondern rollt jeden stempel ausgiebig mit farbe ein. das rollen schient fast das beliebteste daran zu sein ;-). aber wir haben ja zeit, die freude steht im vordergrund.
aus dem fertigen stoff nähen wir dann taschen. s. kennt das nähen mit der nähmaschine aus der schule und hat großen spaß am surren des geräts (ein kollege hat von zuhause eine alte anker phönix-maschine zur verfügung getellt, die macht ein wunderbares geräusch). selbständig gerade nähte zu nähen klappt zwar noch nicht, aber wir machen das dann gemeinsam: ich stehe hinter ihr, helfe beim stoff-führen und geben "los"- und "stop"-kommandos fürs gaspedal. dieses bedient s. sehr feinfühlig und näht ganz langsam, wenn ich bescheid gebe.
die taschen bekommen bunte tragegriffe in schultertauglicher länge und das logo unserer einrichtung per transferfolie aufgebügelt.
leider können s. und ich nur einmal in der woche, manchmal nur für eine stunde, zusammen arbeiten, aber es macht uns beiden große freude.
alle produkte der einrichtung (es gibt außerdem holz und keramik) werden bei verschiedenen gelegenheiten (sommerfest, stadtteilfest, informationsstand, manchmal bei märkten) zum verkauf angeboten. eine tasche kostet zb 4 euro. und wir machen auch sonderanfertigungen, zb mit speziellen buchstaben- oder farbwünschen. grad diese woche haben wir zur abwechslung mal stoff voller roter herzen gedruckt.
es ist ziemlich schön, eine tätigkeit gefunden zu haben, die s. richtig spass macht und woran sie ausdauernd und selbständig arbeitet. so etwas kommt in unserer arbeit nicht oft vor. und wenn dann auch noch ein endprodukt entsteht, das gefallen findet, ist die freude umso größer.