nicht müde werden sondern dem wunder leise wie einem vogel die hand hinhalten. (hilde domin)

Mittwoch, 24. Februar 2010

fasten


...ist ja derzeit in allerblogmunde.
da läßt sich hier und da und anderswo manch interessanter gedanke oder auch herangehensweise nachlesen, bedenken, mitsichtragen.

nachdem ich in den vergangenen jahren fastende immer bewundert habe und bei mir dachte, boah, das möchte ich auch machen -  es aber nie getan habe,
kam es nun so, daß auch ich in diesem jahr zum ersten mal faste.
nein, kein heilfasten, sondern fasten im sinne von verzichten.
von aschermittwoch bis ostern.

ich verzichte allerdings auch auf selbstkasteiung, weil ich meine kraft für mich und meine familie brauche.
deshalb faste ich nichts wirklich schweres: naschis und alkohol.(*)
aber immerhin, der griff ins nervennahrungsfach oder das wochenendgläschenwein fehlen mir schon.

was ich bei 'dieser sache' sehr spannend erlebe, ist das üben von disziplin.
ich bin eigentlich eher ein undisziplinierter mensch, habe disziplin nie gelernt, geschweige denn als angenehm empfunden. (das tägliche instrument-üben-müssen zu kinder-und jugendzeiten war mir zb eine große qual, wenn auch das ergebnis - schön spielen zu können - sehr angenehm war.)

was ich noch viel spannender erlebe, ist die ÜBERTRAGBARKEIT dieser neu entdeckten disziplin auf andere bereiche/situationen!
so wie ich meiner hand im vorbeigehen am küchenschrank innerlich sage, nein du greifst da jetzt nicht rein,
so gelingt es mir nun auch in anderen situationen, auf gewohnheitsmäßiges verhalten zu verzichten bzw es zumindest zu unterbrechen.

zb meine fast allabendlichen wutausbrüche beim zähneputzen der wilden horden.
da saß ich heute mit dem einen zappelnden hordenkind auf dem schoß und war grad dabei zu explodieren - da kam der impuls, nein, da verzichtest du jetzt drauf!
gedacht - getan.

nun ist es ja leider nicht so, daß von einem mal 'geschafft' alles gut ist - meine geduld und disziplin ist zugegeben noch massiv ausbaufähig. aber ich finde das ein erstaunliches erlebnis, mitten im 'hochgehen' innehalten zu können und abzubrechen. auszusteigen, oder besser noch, garnicht erst einzusteigen. wobei ich das aussteigen schwieriger finde!

so hat nun also das fasten neben dem durchbrechen oller ernährungsgewohnheiten noch einen ungeahnten nebeneffekt, der mir viel wichtiger ist! und der unerwartet meinem einzigen guten vorsatz für dieses jahr unterstützt, nämlich mehr geduld und selbstbeherrschung aufzubringen.
das gefällt mir.
da möchte ich dran bleiben.


((und an der disziplin fürs frühe insbettgehen arbeite ich dann auch... bald... :-D))


* evtl. werde ich im laufe der zeit noch das ein oder andere zum fasten dazunehmen, aber das soll sich entwickeln dürfen. ich denke mir da eine parallele zur urtümlichen fastenzeit, als die vorräte im spätwinter immer knapper wurden. es könnten also noch fleisch, eier und *heul* caffè dazukommen...

1 Kommentar:

  1. Ich habe dieses Innehalten-Können ja auch erlebt, neulich an meinen Schweigetagen, den nicht ganz freiwilligen. Jedenfalls fühlte es sich ähnlich an. Ich hätte es damals nicht in Zusammenhang mit dem Wort Disziplin gebracht, weil mir das (aus meiner persönlichen Geschichte heraus, nur daraus) so negativ besetzt ist. Habe es eher als eine Art innere Ruhe erlebt, bei der ich nicht mehr tangiert werde von Äußerem. Und Äußeres ist, was ich dazu mache. Die Fastendinge, die ich auswähle. Und die anstrengenden Seiten der Kinder. Und und und …
    Ein Zusammenhang zwischen Disziplin und innerer Ruhe – hm – ich bin zu erschöpft in diesen Tagen, um es wirklich zu durchdenken, aber ich trage diesen Gedankenfaden weiter. Er enthält eine Spur, die ich nicht wieder verlieren möchte … danke.
    Lieben Gruß
    Uta

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